Start in den Nahen Osten – Ostdeutschland

Start in den Nahen Osten – Ostdeutschland

30. Mai 2024 2 Von Mikesch

Langsam gingen uns die Reiseziele aus und wir grübelten so vor uns hin und dann war er plötzlich da, der Plan :-)

Im letzten Jahr hatten wir ja ein wenig Pech gehabt. Eine undefinierbare Infektion, Fahrräder geklaut, Schrammen, die drohende Stilllegung des Bimos, der Unfall in der Türkei…
Mit den Warnschüssen kam die Erkenntnis dieses Mal drastisch ins Hirn, dass sich das Leben so schnell ändern kann.

Also gedachte ich, uns zu meinem Aufstieg auf Level 70 noch einmal eine große Tour für 2024/25 zu schenken.

Der Plan

Nach der Reparatur des Bimos, TÜV, neuer Pass, Ausweis und Vorbereitungen ging es dann los:

Wieder über Ostdeutschland, Polen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien in die Türkei, vielleicht bis nach Georgien und je nach politischer Lage auch Armenien. Hierzu haben wir auch unsere Versicherung und Schutzbrief gekündigt, da nur eine Versicherung ausreichend Schutz bietet, Infos unter Schutzbrief für Langzeitreisende
Zurück über Griechenland und mit der Fähre nach Italien. Von Sizilien aus vielleicht nach Tunesien. Zurück dann über Sardinien und Korsika nach Deutschland.
Reisedauer ca. 1 Jahr, so der Plan, sofern denn alles gut geht. Dann bin ich 71 und dann sehen wir weiter wohin der Weg noch führen wird…

Wir sind ja schon etliche Tage unterwegs und jetzt das dritte Mal auf dem Balkan. Dabei sind viele Punkte und Orte, die hier im Blog schon erwähnt wurden. Bis wir die Türkei erreichen, werde ich wie zuvor schon lediglich über neue Orte und Sehenswürdigkeiten berichten.

18.05.2024 – Osterwiek – 220 km

Das war uns schon in all den Jahren früher aufgefallen. Fährt man durch die Dörfer des Harzes, spürt man selbst nach 35 Jahren noch das alte Zonenrandgebiet. Auch hier scheint vieles zu verfallen und auch die Straßen sind nicht gerade der Hit.
Kaum fährt man über die ehemalige Zonengrenze, merkt man, wohin der Soli geflossen ist.
Gute Straßen und auch einige Ortschaften haben offensichtlich nicht wenig davon abbekommen.
So auch der kleine über tausend Jahre alte Ort Osterwiek mit seinem historischen Stadtkern wo wir heute einen kleinen Zwischenstopp eingelegt hatten.
Wer kennt schon Osterwiek? Touristisch liegt der Ort völlig im Abseits. In der bistorischen Altstadt finden sich kaum Geschäfte, keine Restaurants, keine Ketten und keine Dönerbuden. Das ist auch gut so, denn so findet man so gut wie keine Bausünden und wären hier keine Autos, wäre ein Bummel so etwas wie eine Zeitreise.
Gefühlt über 80% der teils über 500 Jahre alten Fachwerkhäuser mit ihren Verzierungen sind aufwändig und mit viel Liebe restauriert bzw. saniert worden.

Wer hier zufällig einmal vorbei kommt, sollte unbedingt einen Stopp einlegen, es lohnt sich!

18.05.2024 – Oschersleben – 50 km

Nachdem wir Osterwiek besichtigt hatten, fanden wir in Oschersleben nahe des Wiesenparks an der Bode unseren Übernachtungsplatz.
Bei dem Wiesenpark handelt es sich um einen kleinen Tierpark, in dem vornehmlich Wildschweine, Lamas, Stachelschweine, Waschbären, Strauße, Pfaue, Schafe, Kleintiere sowie Rot- und Damwild gehalten werden. Hier im Grünen befindet sich auch ein netter kostenloser SP mit VE und Strom.
Der hübsche kleine Tierpark erinnert ein wenig an jenem in Bassum. Auch der Wiesenpark wird durch Spenden finanziert, wo die Bürger Patenschaften für die Tiere übernommen haben.

Da Oschersleben mangels weiterer Sehenswürdigkeiten nicht gerade ein touristisches Ziel ist, können wir hier in dieser Ruhe Pfingsten aussitzen.
Oschersleben umweht noch ein ein gewisses Flair aus vergangenen Tagen, allerdings in sehr gepflegter Form. Eine Besonderheit ist die auf besondere Art sanierte Burg Oschersleben. Hier residiert ein Teil der Stadtverwaltung und ganz oben wurden einige moderne Wohnungen geschaffen.
Wird bestimmt nicht jeder mögen, aber ich meine, das hat was.

21.05.2024 – Bernburg (Saale) – 70 km

In Bernburg (Saale) legten wir einen Stopp für eine kleine Radtour entlang der Saale ein. Die Tour führte über den Saale Radweg und durch Bernburg.
Der Radweg ist einfach ein Träumchen und führt entlang der Saale und den Altarmen und durch den Auenwald bei Plötzkau.
Wir lieben einfach diese wild belassenen Landschaften wo wahrscheinlich Nachts die Elfen durch den Wald fliegen.
Auch Bernburg mit seinem Schloss und den restaurierten historischen Gebäuden laden  zu einem Bummel ein. 
Südlich Bernburg befindet sich unmittelbar am Saale Radweg ein kostenloser Stellplatz auf einem Parkplatz, ideal für Radtouren.

Uns zog es allerdings ein paar Kilometer weiter zum Dorf Biendorf, wo man wunderschön und ruhig auf einer Wiese am Rande eines Waldes  nächtigen kann. Hier ist bis auf die freundlich grüßenden Dorfbewohner nichts, keine Geschäfte, keine Restaurants, schlicht nichts. Doch, Nachts hielten die Nachtigallen ein lautstarkes Konzert ab 🙂
Überhaupt, so abseits von den touristischen Highlights ist es einfach herrlich entspannt.

23.05.2024 – Sausedlitz – 65 km

Am Seelhausener See bei Sausedlitz fanden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz. Es fehlten nur noch wie damals in den USA die Bisons an der geöffneten Seitenklappe.
Der Seelhausener See ist einer der Zig gefluteten Braunkohle Tagebaulöcher in dieser Gegend. Um diese Seen führen oft richtig tolle Radwege, so auch um den Seelhausener See. Das hatten wir dann bei schönstem Wetter auch sogleich für eine kleine Radtour auch um die weiteren anliegenden Seen ausgenutzt.

Beim Großen Goitzschesee befindet sich auch die Goitzsche Wildnis. Ohne dass der Mensch eingreift, wird die Natur einfach sich selbst überlassen. So ist hier eine artenreiche Pflanzen und Vogelwelt entstanden. Schreiend grüne Frösche in Pfützen, die aus Brasilien stammen könnten, See- und Fischadler sind keine Seltenheit.

25.05.2024 – Schlieben – 85 km

Kennt jemand die historische Wein- und Kellerstadt Schlieben? Also wir bisher nicht und es es ist auch nicht all zu viel über die über 1.000 Jahre alte Stadt, die eher wie ein Dorf wirkt, zu lesen. Dabei ist der kleine Ort schon besonders.
Zwar ist der als Sehenswürdigkeit ausgewiesene Drandorfhof nicht so das optische Highlight, aber die Kellergasse mit den historischen Kellergewölben sind schon, auch optisch, eine Besonderheit. Hier wurde der auf dem Langen Berg angebaute Wein und ebenso die Feldfrüchte gelagert.
Auf dem Langen Berg befindet sich auch der Friedhof mit davor gelagerten Mausoleen sowie der Martinsturm und natürlich auch das Weingut des Weinbauvereins, welches man besichtigen kann. Es ist kaum zu glauben, dass hier Wein angebaut werden kann, es ist auch der einzige Weinberg Brandenburgs.

Auch der alte Elektroladen mit seinen Schaufenstern ist schon fast eine Sehenswürdigkeit.

Geschichtlich Interessierte können etwas nördlich bei Berga die Gedenkstätte des KZ-Aussenlager Schlieben-Berga aufsuchen.
Das Aussenlager diente der Munitionsherstellung und hier wurde auch die Panzerfaust entwickelt.

Schlieben Sperrgebiet

Auf der riesigen Wiese eines ehemaligen Ferienlagers fanden wir unseren Übernachtungsplatz.
So findet man doch immer wieder unerwartet kleine Schätzchen…

Schloss Lilliput

Das Schloss Lilliput liegt ca. 6 km entfernt bei Naundorf. Hier hat ein mehr als skurriler Künstler ein riesiges Kunstwerk aus allen möglichen Tand geschaffen. Unfassbar, wie man aus all den Kleinigkeiten ein solches und zudem noch sinnvolles Werk schaffen kann.

27.05.2024 – Dissen – 85 km

Das Storchendorf Dissen liegt nördlich von Cottbus am Biotop Spreeaue, ein 634 Hektar großes Naturschutzgebiet, welches ab 2007 durch umfangreiche Baumaßnahmen renaturiert wurde. Es wurden insgesamt 150.000 Amphibien umgesetzt und 80.000 Sträucher und Gehölze gepflanzt. 40 Heckrinder, Tarpan-Abbildzüchtungen, Auerochsen und Wasserbüffel wurden angesiedelt (Wikipedia).
In dieser idyllischen Umgebung verblieben wir einige Tage und erkundeten die Umgebung.

Auerochsen

In einer Regenpause hatten wir noch eine kleine Wanderung durch die Spreeauen unternommen und siehe da, wir hatten sie dann entdeckt, die Auerochsen!
Junge, sind die Viecher scheu! Zunächst beobachteten sie uns argwöhnisch, um dann heftig Fersengeld zu geben. Erst nach ca. 1 km kamen sie zur Ruhe wo wir sie aus ein paar hundert Meter beobachten konnten. Eigentlich eher sie uns…

Spreewald

Obwohl wir schon mehrmals im Spreewald waren, hätten wir hier trotzdem gerne noch einmal ein paar Tage verbracht.
Jedoch, der zuvor kostenlose Parkplatz für Wohnmobile in Lübben kostet jetzt 29€ und der laute sowie hässliche Parkplatz in Lübbenau kostet 25€. Der nahe Wohnmobilstellplatz ist da mit 24€ ja fast schon günstig.
Es muss ja nicht alles kostenlos sein, aber diese Preise empfinden wir schlicht als abgeschmackt.
Nicht zu vergessen, dass dazu ja noch die Raubritterabgabe in Höhe von ca. 3€/Pers. kommt.
Deshalb zog es uns weiter nach Dissen und ruhiger ist es dort außerdem auch.

30.05.2024 – Peitz-Klinger See – 45 km

Gestern hatten wir die immense Strecke von 7km zurückgelegt uns am Garkoschke See bei den Peitzer Teichen niedergelassen. Tolle Radwege führen um die Teiche herum die von Massen an Schwänen bevölkert werden. Seit unserem letzten Besuch vor 4 Jahren haben sie sich deutlich vermehrt.
Eigentlich schade, aber auch völlig verständlich, dass das Naturschutzgebiet nicht zugänglich ist und nur ein Radweg längs hindurch führt.
Bei dem schönen Wetter unternahmen wir natürlich wieder eine kleine Radtour, dieses Mal um den Neuendorfer– und Halterteich.

Der heutige Tag war dann Waschtag in Cottbus, die zunächst letzte Gelegenheit auf einen Waschsalon. Anschließend sind wir dann zum zwischen Cottbus und Forst gelegenen Klinger See weiter gefahren wo wir auch unseren Nachtplatz gefunden hatten.
Hier endet dann auch unsere Etappe durch Deutschland und morgen geht es dann weiter nach Polen.

Klinger See

Nächster Reisebericht: Polen 2024 (in Vorbereitung)

Bisher gefahren:
690 km
14 h
49,5 km/h Ø